Raspberry Pi Knappheit und Preis
Der Raspberry Pi als vielseitig einsetzbarer Einplatinenrechner ist sicherlich vielen bekannt und ebenso groß ist die Nachfrage nach diesem kleinen Mini-Computer. Das hat die letzten Jahre dazu geführt, dass die Preise ebenso so in die Höhe geschossen sind, wie seine Beliebtheit. In meiner Kiste für Elektro-Schrott geparkte Elektro-Teile, befindet sich ein Raspberry Pi der ersten Generation. Dieser hat bei mir die letzten Jahre einiges an verschiedenen Aufgaben übernommen. Kurzzeitig als Computer-Ersatz, als Kodi Media Server und am Ende auch als Zentrale für mein Smart Home. Letzteres habe ich irgendwann allerdings auf einen leistungsfähigeren Heimserver übertragen, der Home Assistant als Container in Open Media Vault ausgeführt hat. Dieser Heimserver, HP ProLiant Gen8, hat nun vorerst ebenfalls ausgedient, da er mir unter anderem zu energiehungrig ist und ein nerviges Fiepsen von sich gibt (Ursachenforschung noch nicht abgeschlossen). Gerade unter dem Aspekt der Reduzierung meines Energiebedarfs zu Hause und der Suche nach einem schlankeren System, kam mir natürlich sofort ein Raspberry Pi der neusten Generation (4. Generation) in den Sinn. Die Preise für die 8GB Version lagen jedoch, zum Zeitpunkt meiner Recherche, bei knapp unter 200€. Während des Schreibens dieses Artikels, hat sich die Lage zwar wieder etwas entspannt und es gibt bereits wieder Händler, die den Mini-Rechner für 120€ anbieten, das ist jedoch für den einen Raspi noch immer recht viel. Aus diesem Grund habe ich mich auf die Suche nach Alternativen gemacht.
Die Suche nach Alternativen
Gesucht habe ich einen kleinen, möglichst lüfterlosen, gebrauchten Computer mit sparsamer CPU, der Möglichkeit zum Austausch von Komponenten und einem Kaufpreis unter 100€. Nach einiger Recherche, bin ich recht schnell auf den Fujitsu Futro S740 gestoßen, der unter Heimserver-Bastlern, große Beliebtheit genießt. Es gibt sogar auf Github ein Repository (englische Version) mit vielen Informationen rund um den kleinen Computer. Mehrere Artikel auf heise und in der c´t #1 / c´t #2, sowie die weiterhin nicht lieferbaren Raspberry Pis, trieben den Preis für dieses Modell in Richtung der 100€ Marke. Als ich den Entschluss traf meinen alten Server, einen HP ProLiant G8 G1610T, abzurüsten, war der Fujitsu Futro S740 (CPU: Intel Celeron J4105) ebenfalls schwer zu bekommen und preislich auch nicht mehr ganz so attraktiv. Während ich mich weiter umgeschaut habe, erweckte ein Lenovo ThinkCentre M700 Tiny (CPU: Intel i5 6500T) mein Interesse, der im Vergleich zum Futro einige Vor- und Nachteile mit sich bringt. Die im Lenovo verbaute CPU ist leistungsstärker, weist allerdings auch einen höheren Strombedarf auf und benötigt eine aktive Kühlung durch einen Lüfter.
Vergleich Lenovo ThinkCentre M700 Tiny versus Fujitsu Futro S740
Lenovo M700 | Fujitsu S740 | |
---|---|---|
CPU | Intel i5 6500T Kerne: 4 Taktrequenz: 2,5 GHz Turbo: 3,1 Ghz | Intel Celeron J4105 Kerne: 4 Taktfrequenz: 1,5 GHz Turbo: 2,5 GHz |
CPU TDP | 35W | 10W |
Ruhezustände | Ja. C0-CXX | Ja |
Grafik | Intel HD-Grafik 530 | Intel UHD Graphics 600 |
Lüfter | Ja | Nein |
Zusätzliche Hardware: Speichererweiterung NVMe / M.2 SSD
Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass ich eine NVMe-Festplatte verbauen kann, das trifft aber leider nur auf das 900er Modell zu. Eine NVMe-Festplatte lässt sich zwar einbauen, wird dann aber nicht erkannt (1). Festplatten des Typs M.2 SSD lassen sich dagegen ohne Probleme einbauen und so läuft im Lenovo nun eine WD Red SA500 NAS SATA SSD M.2 2280 als Speichererweiterung. Diese Festplatte hält Daten wie Fotos vor und entkoppelt diese von der Hauptfestplatte, auf der das Betriebssystem läuft.
Installierte Software: Betriebssystem Proxmox
Ausgeliefert wurde der kleine Rechner mit Windows 10 Pro - das hat allerdings nicht sehr lange Speicherplatz auf der Festplatte geblockt und wurde direkt durch Proxmox v7 ersetzt (inzwischen v8 nach Upgrade).
Proxmox Virtual Environment ist eine komplette Open Source-Virtualisierungsplattform für Server. Es kombiniert KVM- und Container-basierte Virtualisierung und verwaltet virtuelle Maschinen, Container, Storage, virtuelle Netzwerke und Hochverfügbarkeits-Cluster übersichtlich über die zentrale Managementoberfläche (1).
Auf meinem alten Server lief openmediavault, womit ich allerdings nicht zufrieden war. Zu Proxmox hatte ich in der Vergangenheit bereits vieles gelesen und es war für mich auch mal wieder eine grüne Wiese um etwas neues zu lernen und auszuprobieren. Unerlässlicher Helfer bei der gesamten Installation und Verwaltung des Systems, war und ist die Skripte-Sammlung “Proxmox VE Helper Scripts” von tteck (github). Dort lassen sich zu vielen Anwendungen aus dem Heimserverbereich Einzeiler-Befehle finden, die deren Installation auf ein simples copy & paste reduzieren. Absolute Zeitersparnis - und ausschließlich finanziert durch Spenden!
Beispiel: Installation Whoogle LXC auf Proxmox
bash -c "$(wget -qLO - https://github.com/tteck/Proxmox/raw/main/ct/whoogle.sh)"
LX Container (LXC)
Auf das Proxmox-System habe ich folgende LX Container installiert:
- Deconz (für die Nutzung des ConBee II Zigbee USB-Gateways)
- HomeAssistant (Smart Home)
- NextCloud (Cloudspeicher + weitere Anwendungen)
- InfluxDB (Time Series Datenbank)
- Grafana (Dashboard für Balkonkraftwerk)
- mqtt (Netzwerkprotokoll zur Datenübertragung)
- motioneye (Bewegungserkennung + Videoüberwachung)
Weitere LXC Container
- Whoogle (Datenfreundliche Google-Alternative)
- Trilium (Persönliche Wissensdatenbank)
- Photoprism (Fotoverwaltung)
- Docker (Portainer) (Containerverwaltung)
- Syncthing (Synchronisationsdienst)