E(r) ist da
Wie im ersten Beitrag “Die richtige Wallbox” aus der Blogreihe Mein Weg zum E beschrieben, ist es nun so weit und unser Vollelektro steht vor der Türe. Vor der Abholung habe ich mich ausreichend informiert und mir alles an nötigen und unnötigen Apps heruntergeladen, um für alle auftretenden Eventualitäten an Ladesäulen gewappnet zu sein - ob sich die Vorbereitung gelohnt hat und welche Überraschungen die ersten 7 Tage mitgebracht haben, erfahrt im Beitrag. Meine geplanten Umsetzungen fürs Elektroauto und viele weitere kurzlebige Inhalte sind auch auf meinem X-Profil (ehemals Twitter) @bitlagerpro zu finden:
Die richtige Ladesäule vor lauter Ladeverbänden nicht sehen
Chargepoint
Nach der Übergabe ging es los zur ersten Ausfahrt. In der angenehm temperierten Auslieferungshalle zeigte der Tank eine Restreichweite von über 500 km an - dieser Wert passte sich jedoch (bekanntermaßen) wetterbedingt recht schnell an die Außentemperaturen (-2 bis 1,5 °C) an. Für die erste Strecke waren rund 100 km eingeplant und am Zielort befanden sich einige Ladesäulen unterschiedlicher Anbieter. Da wir uns am Zielort rund 2h aufhalten wollten, entschloss ich eine langsam ladende Ladesäule von Chargepoint anzufahren. Ein Ladeplatz war noch frei und die Vorfreude recht groß. Nachdem sich das Ladekabel ohne große Problem lösen ließ, mein Fahrzeug bereit war zu laden, hielt ich testweise die Hersteller-Ladekarte an den RFID-Scanner - erfolglos. Bei unter 0 Grad Außentemperatur zog ich das Handy aus der Tasche und versuchte die Säule über die mobility+ App zu starten - erfolglos. Auf Nachfrage bei einem fertig geladenen E-Fahrer (Tesla), riet er mir direkt die Chargepoint App herunterzuladen. Alle seine Versuche mit einer seiner Karten oder einer App zu starten schlugen fehl. Nach weiteren 2 Minuten war die App installiert und begrüßte mich mit den Optionen mich entweder zu registrieren oder als Gast weiterzumachen. Ich entschied mich für den Gastzugang und nachdem ich die Bezahlfunktion (Google Pay (aus Bequemlichkeit/Zeitgründen)) eingerichtet hatte, wurde direkt, nach Ankündigung, 1 € vom Konto gebucht (als Strafe, wenn man als Gast eine der Säulen benutzen will). Über die App konnte die Ladesäule, nicht der Stecker, deren Nummer/Bezeichnung nur temporär auf dem Bildschirm erscheint, ausgewählt und auch gestartet werden (50/50 Chance den richtigen Anschluss auszuwählen). Alleine diese Prozedur kann man keinem zumuten. Da sich auf dem Referenzkonto nur noch rund 20 € befanden und mich das Laden bei voller Leistung rund 21 € für zwei Stunden gekostet hätte, musste ich den Ladestand während des zweistündigen Aufenthalts mehrfach kontrollieren, um nicht aus Versehen zu viel zu laden und damit mein Limit zu überschreiten. Nach rund 47 min habe ich über die Fahrzeug-App den Ladevorgang abgebrochen und wir sind wenig später zum Auto gegangen. Das Ladekabel ließ sich direkt nach Öffnen des Autos lösen und die Säule zeigte einen erfolgreich abgeschlossenen Ladevorgang an. Zu meiner Verwunderung waren nur 7 kWh ins Auto geflossen und die Kosten beliefen sich auf insgesamt 2,94 €. Zu meiner Überraschung wurde die Bezahlung durch Google Pay/mein dahinterliegendes Konto “abgelehnt” und bis heute nicht erfolgreich abgebucht. Die Versuche den Support zu kontaktieren sind direkt daran gescheitert, dass man eine Rechnungsnummer angeben muss und der nette Hinweis auf der Webseite erscheint man müsse mit Kosten von 2 € / Minute rechnen, wenn sich zum Lösen des Problems bei mir jemand meldet.
Nachtrag: Nachdem ich Kontakt mit meinem in Google Pay hinterlegten Konto (Wise) aufgenommen habe und diese von sich aus nichts unternehmen können, habe ich per Support-Ticket Kontakt mit Chargeprice aufgenommen. Antwort ausstehend.
Update: Der ChargePoint-Support schrieb mir, dass man bei Be.Energised keinen Zugriff auf Zahlungsmodalitäten habe und ich den ChargePoint Kunden-Konto Support kontaktieren soll. Was ich mit dieser Aussage anfangen soll weiß ich nicht. Was ich aber weiß ist, dass ich diesen Ladeverbund nicht mehr ansteuern werde. Welcher andere Support gemeint sein soll erschließt sich mir auch nicht, da man durch eine Websuche mit “Chargepoint Support” auf diese Seite gelangt von der aus man den “be.ENERGISED Kundendienst support.has-to-be.com” kontaktieren kann. Auf dieser Seite steht mehrfach zu lesen “ChargePoint Support Center”. Mehr geht nicht. Ich warte ab jetzt also nur noch weiter ab und bin gespannt, ob ich in irgendeiner Form zu diesem Ladevorgang noch etwas höre. Gerne begleiche ich natürlich den noch ausstehenden Betrag von knapp 3 €, wenn man mir ein entsprechendes Zielkonto nennt.
Update 2: Überraschend wurde der Betrag für die Nutzung als Gast auf mein Konto gutgeschrieben.
Erster Schnelllader (Hochtief) CCS und EnBW HyperNetz
Den ersten Elektro-Tag konnten wir dennoch mit einer erfolgreichen Ladung abschließen, die wir in der Nähe unseres Wohnortes an einer Schnellladesäule (nicht Tesla) erledigt haben. Dort lief alles so, wie man das eigentlich haben möchte: parken, aussteigen, Ladekabel verbinden, Karte dranhalten, fertig. Nach rund 24 min sind an dieser Ladesäule knappe 39 kWh ins Fahrzeug geflossen und das eingestellte Limit von 75 % löste automatisch den Ladestopp aus. Während des Ladens haben wir die Standklima angeschaltet und mussten so auch nicht im Fahrzeug frieren. Geladen, müde und um einige Erfahrungen reicher, sind wir dann nach Hause gefahren und haben das Auto abgestellt. Hier noch die Ladekurve der ersten anständigen Ladung (hier wäre bei früher eingeschalteter Vorkonditionierung sicherlich noch mehr gegangen - für den Anfang aber schon ganz gut):
Ladekurve unseres Elektroautos von 30 bis 70 %
Nachtrag: Knapp eine Woche nach diesem so problemlosen ersten Schnellladevorgang wollten wir an dieser Säule erneut ein wenig Strom tanken und haben diese bei winterlich kaltem Wetter (ein paar Grad unter Null) und angeschalteten Vorkonditionierung (10 min aus dem Stand von zu Hause) angesteuert. Dieses Mal verwehrte die Ladesäule allerdings ihren Dienst und egal welches Kabel und egal welche Ladekarte, der Ladevorgang konnte nicht gestartet werden. Waren die Akkus zu kalt? Wurde nicht ausreichend lange vorkonditioniert? Ich weiß es nicht. Wenn ihr dazu mehr wisst, dann lasst es mich gerne wissen und kontaktiert mich gerne über Mail oder über X (ehemals Twitter) @bitlagerpro. Geladen haben wir dann an einem EnBW HyperNetz Lader, der ebenfalls auf unserer Strecke lag. Dort gab es auch ein unweit gelegenes Restaurant, aus dem wir uns To-Go etwas mitgenommen haben, um die Standzeit auch sinnvoll zu nutzen. Auch hierzu habe ich noch eine passende Ladekurve:
Ladekurve unseres Elektroautos von 33 bis 85 %
Lidl Plus
Ganz nach dem Motto “Wenn er steht, dann lädt er” sind wir zu unserem wöchentlichen Einkauf aufgebrochen. Voller Freude ist genau in dieser Woche eine neue Ladestation an einem unserer Supermärkte installiert und in Betrieb genommen worden. Wir also mit der Lidl Plus in der Tasche hingedüst und die nagelneue Ladesäule angefahren. In meiner Vorbereitung zum Elektroauto habe ich, wie oben gezeigt, bereits einige Apps und Ladekarten bestellt, um entsprechend vorbereitet zu sein. Dabei ist mir im Fall von Lidl Plus leider entgangen, dass man dafür auch Lidl Pay einrichten muss - und genau hier hat dann auch dieser Ladevorgang nicht mehr geklappt. In der App musste vor Einrichtung des Bezahlservices noch ein zweiter Faktor und die biometrische Entschlüsselung der App aktiviert werden - OK. Danach gibt es zur Verifizierung des Kontos die Auswahl zwischen drei Optionen: Weitergabe der Logindaten zum Konto an einen Drittanbieter “Tink AB” - nein danke! Kein Konto bei einer deutschen Bank - doch. Und der Verifizierung durch eine 1 Cent Überweisung aufs eigene Konto (dauert auf jeden Fall länger als wir noch hier stehen werden) - ja, bitte, aber dann heute ohne wohl kein Laden. Diesen Fehler hätte man durch eine bessere Vorbereitung vermeiden können, dennoch verstehe ich nicht, warum man bei einer Ladesäule, zu der man als Hürde sowieso schon eine gesonderte App installieren muss, nicht auch schnelle Bezahlservices einbindet, um, wie in diesem Fall, zumindest einen Ladevorgang starten zu können. Während des Schreibens dieses Beitrags habe ich die 1 Cent Überweisung angestoßen und nach etwas mehr als 24 Stunden, kam der Cent auf meinem Konto an und ich konnte die Verifizierung abschließen (siehe Bilder unten). Mein Tipp an euch: wenn Laden über App, dann sicherstellen, dass auch alle Registrierungsschritte vollständig durchgeführt wurden - und bedenkt, dass manche dieser Schritte auch gerne 1-2 Tage in Anspruch nehmen (außer in der Tesla App).
Verifizierung des Bankkontos in Lidl Pay
Erfolgreich verifiziertes Bankkonto in Lidl Pay
Nachtrag: Ich habe bemerkt, dass Lidl Charger in der mobility+ App erscheinen und diese App auch als “Zugangsmöglichkeit” angegeben wird. Lidl selbst schreibt dazu in den FAQ: “Für das Aufladen deines E-Fahrzeugs ist die Lidl Plus App notwendig”. Ob man die mobility+ App dazu nutzen kann bei Lidl zu laden habe ich bei X (ehemals Twitter) nachgefragt und diese Antwort von EnBW erhalten:
Antwort von EnBW mobility+ Lidl Charger
Das wäre natürlich für diejenigen nützlich, die diese App bereits haben, ich kann diese Aussage jedoch noch nicht verifizieren, denn ich habe noch nicht versucht eine der Lidl Charger mit der moblity+ App freizuschalten. Vielleicht wisst ihr dazu mehr oder ich werde dazu später ein Update geben, wenn ich einmal wieder vor einer solchen Ladesäule stehe und es probiert habe.
Städtische Ladesäule (langsam)
Da wir momentan noch nicht zu Hause laden können, versuche ich den Akkustand so zu planen, dass wir zu Hause ankommend noch genügend Kapazität haben, um eine ausreichend lange Strecke (100-120 km) zurücklegen zu können. Da ich am Folgetag eine etwas längere Strecke fahren musste und das Auto die kommenden Stunden nicht genutzt werden würde, dachte ich, dass ich mich einmal an den städtischen Charger heran teste. In mehreren Apps ist dieser als 22 kW Lader angegeben. Zusätzlich zu den Kosten pro kWh wird hier eine Standgebühr von 0,10 € pro Minute fällig, wenn man mehr als 3 Stunden lädt. Drei Stunden würden mir locker reichen, denn im besten Fall wären das 66 kWh an Energie und damit wäre der Akku dann sogar mehr als voll. Hingefahren, geparkt, eingesteckt, authentifiziert, Laden gestartet … 7 kW Ladeleistung. Es ist offensichtlich keine 22 kW Ladesäule, sondern eine Ladesäule mit zwei 11 kW Ladeplätzen und keiner der beiden hat mehr als 7 kW geliefert. Die Bewegung zwischen Ladesäule und zu Hause war auf jeden Fall nichts Schlechtes, die mickrigen 7 kW bei maximal drei Stunden Standzeit hingegen nicht der Bringer. Gestartet bei 45 % Akkustand (rund 36 kWh) und beendet bei 66 % (rund 53 kWh) war das eine Ausbeute von 17 kWh und damit im Schnitt eine Ladeleistung von 5,66 kW. Vielleicht klappt das Laden hier beim nächsten Mal besser, denn diese Säule bleibt eine der “wir brauchen für morgen noch etwas Saft im Tank” Säulen zu der ich den Fußmarsch gerne aufnehme, um das Auto dort aufzuladen. Wie oft das tatsächlich vorkommt, wird sich zeigen, denn auf unseren Strecken und an vielen unserer Ziele befinden sich auch Ladesäulen und auch Schnellladeparks, an denen wir ohne extra Aufwand auch problemlos laden können.
Wallbox zu Hause
In viele der oben genannten Situationen kommt man im Normalfall nicht, wenn man direkt zu Hause eine Lademöglichkeit installiert hat - und das ist auch das Ziel. Im ersten Artikel dieser Reihe bin ich auf die Suche nach einer für uns geeigneten Wallbox gegangen und habe, Stand heute, in der cFos Power Brain auch eine sinnvolle Lösung für das Laden zu Hause gefunden. Warum ich mich für dieses Modell entscheiden würde, beschreibe ich im oben genannten Artikel. Weitere Information zur Wallbox erhaltet ihr beim Hersteller (kein Affiliate-Link!). Den Kauf und die Inbetriebnahme einer Wallbox und unsere weiteren Erlebnisse rund um das Thema E-Mobilität könnt ihr den weiteren Artikeln der Serie entnehmen.
Fazit der ersten 7 Tage
Das alles liest sich nun erst einmal recht negativ und vielleicht hattest du beim Einstieg in die E-Mobilität ähnliche Erfahrungen, dann gab es wenigstens etwas zu schmunzeln und du kannst dir denken “kenne ich, hab´ ich schon hinter mir”. Für die die den Umstieg noch vor sich haben, soll dieser Bericht zeigen, dass sich gute Vorbereitung und das Beschäftigen mit den ganzen technischen und logistischen Themen auf jeden Fall lohnt, es aber dennoch zu ungeplanten Zwischenfällen kommen kann. Zu allen bisher geschilderten Ereignissen gab es jedoch auch immer eine einfache und schnelle Lösung und wir sind nicht, wie einige Verbrennerfans vielleicht vermuten könnten, am Straßenrand gestrandet. Im Gegenteil: Wir haben in diesen 7 Tagen natürlich einiges der Apps, Ladekarten und Lademöglichkeiten ausprobiert, um uns einen Überblick zu verschaffen. Aus diesen guten und teils schlechten Erfahrungen heraus treffen wir die zukünftigen Entscheidungen für Ladeorte, Ladeplanung und entwickeln ein Gefühl dafür, wie wir am besten mit der Umstellung klarkommen. Eine Sache noch…
Fazit der ersten Fahrerlebnisse
Für viele wird das Fahrerlebnis den größten Unterschied zum Verbrenner darstellen und das hat es in der Regel in sich. Vom Hybrid und einigen Testfahrten kannte ich bereits das Fahrgefühl eines Autos, welches mit E-Motor angetrieben wird, ich kam bereits in den Genuss einer leisen Fahrkabine und in das Gefühl mit dem E-Motor zu bremsen, aber bei unserem reinen Elektroauto ist das alles noch einmal auf einem ganz anderen Level. Er ist flüsterleise: Man kann sich prima unterhalten im Innenraum und der Musik oder einem Podcast ohne nervige Geräusche lauschen. Er ist dynamisch: Die Kraft des Antriebs ist sofort da, egal ob aus dem Stand oder während des Fahrens. Es ist kein Herunterschalten, keine bestimmte Drehzahl oder kein spezieller Gang für irgendeine Fahrsituation nötig - man muss nur mit dem Pedal spielen. Er liebt Kurven: Durch den niedrigen Schwerpunkt bewegt sich das Fahrzeug nahezu wie auf Schienen durch eine Kurve. Richtungswechsel lassen weder das Fahrzeug noch die Insassen hin oder her schaukeln. Es hat tolle Features wie das Vorheizen/Enteisen an Wintertagen, um dem lästigen Eis kratzen zu entkommen. Oder das Fahren mit nur einem Pedal - Strompedal drücken → Geschwindigkeit erhöhen. Strompedal zurücknehmen → bremsen bis zum Stand (mit E-Motor natürlich). All das macht das Fahren mit dem Elektroauto jedes Mal zu einem absolut genialen Erlebnis und wir freuen uns auf jede Ausfahrt - selbst zum Supermarkt.
Auf den Punkt gebracht können wir für uns festhalten: Das Elektroauto macht einfach rundum Spaß!