1) Ein Balkonkraftwerk ist teuer

Auch: Photovoltaik-Komponenten sind teuer

Das trifft so nicht (mehr) zu. Als ich mir 2023, in der Hochphase des Balkonkraftwerk-Booms, eine Anlage gekauft habe, waren die Preise für Panels, Wechselrichter und Zubehör tatsächlich recht hoch, sind in der Folge bis heute aber deutlich gefallen. Inzwischen sind die Lager wieder voll und Lieferketten intakt. Kostete meine Anlage noch rund 900 €, gibt es heute gleichwertige Anlagen bereits für 300-500 €.

Eigenbau 2023TeptoGreenakku
Komponenten2 x 425W TrinaSolar, Growatt MIC 1500TL-X Wechselrichter, Netzanschlusskabel2 x 430W TrinaSolar, Hoymiles HMS-800W-2T Mikrowechselrichter, Netzanschlusskabel2 x 435 TrinaSolar bifazial, Envertech Mikrowechselrichter EVT800
Gesamtpreis (ohne Versand)681,94 €325 €269 €
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Der Vergleich aus der Tabelle soll zeigen, dass sich die Preise für Balkonkraftwerke und allgemein Komponenten für Photovoltaikanlagen stark reduziert hat.

2) Photovoltaikanlagen haben eine schlechte Energiebilanz

Im Netz, insbesondere auf Social Media, kursieren wilde Spekulationen darüber, ob und wie klimaschädlich die Produktion und das Betreiben von Photovoltaikmodulen ist. Immer wieder laufen persönliche Diskussionen auf den Punkt hinaus, dass ein Balkonkraftwerk/eine Dach-PV zwar eine “ganz tolle Idee” sei, es sich aber doch um ein schädliches Produkt handle, welches bei seiner Produktion mehr Energie “frisst”, als es liefern kann. Dazu hat Stefan Krauter, bei X bekannt als @solarpapst, diese Woche einige interessante Quellen geteilt:

  • Im Ökobilanzrechner für Photovoltaikanlagen (Umweltbundesamt / Fraunhofer) wird eine Energy Payback Time (EPBT) von 2,1 Jahren (Deutschland) und 2,2 Jahren (Europa) angegeben (Standardwerte). EPBT ist die Zeitspanne, die ein Kraftwerk benötigt, um die investierte Energie durch den Ertrag zu ersetzen (solarpapst).

  • Der Leitfaden Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland (Fraunhofer ISE) des Fraunhofer ISE gibt, anhand aktueller Zahlen, einen Überblick zum Thema. Dort heißt es, dass die Produktion von PV-Modulen NICHT mehr Energie verschlinkgt, als diese liefern können (siehe Seite 49, Abschnitt 17.3). Weiter heißt es dort “Berechnungen des Fraunhofer ISE auf Basis neuester Produktionsdaten weisen eine EPBT von unter 1,3 Jahren für Anlagen mit marktüblichen monokristallinen Si-Module in Deutschland aus [ISE5]. Eine Komponentenproduktion in Europa senkt die EPBT noch weiter, aufgrund des höheren Grünstromanteils im Vergleich mit Importkomponenten aus China”(siehe Seite 49, Abschnitt 17.3).

Kurz zusammengefasst kann man also sagen, dass eine Photovoltaik-Anlage mehr Energie liefert als sie für ihre Produktion benötigt. Durch den vermehrten Ausbau & Einsatz von Erneuerbaren Energien, verkürzt sich Zeitspanne (EPBT) in Zukunft noch weiter.

3) Ein Balkonkraftwerk liefert nicht genug Strom

Auch: “So eine Spielzeug-PV ist doch Quatsch”

Es kommt natürlich immer auf das Anwendungsprofil und die persönliche Situation zu Hause an, aber ich behaupte, dass sich ein Balkonkraftwerk in den meisten Fällen lohnen kann. Sobald ein Balkonkraftwerk montiert und in Betrieb genommen ist, reduziert es die jährlich anfallenden Energiekosten durch die teilweise Deckung des Energiebedarfs eines Haushalts. Je gezielter man bei gutem PV-Wetter (tagsüber bei möglichst wenig Wolken und Sonnenschein) die Geräte mit hohem Strombedarf schaltet, desto höher wird der Eigenverbrauch einer solchen Anlage. Wer tagsüber nicht die Möglichkeit hat, seine Waschmaschine, den Trockner oder die Spülmaschine sonnenoptimiert zu betreiben, der kann sich entweder mit smarten Helfern, wie einem Zwischenstecker für die Steckdose, eine Steuerung einrichten oder immerhin seine Grundlast durch die Solaranlage decken lassen. In fast jedem Haushalt dürften sich ein Kühlschrank, ein Fernseher und diverse elektronische Geräte befinden (Telefon, Router, Server), die alle ihren Standby-Strom benötigen. Bei Kühlschränken und Eistruhen fällt dabei am meisten der benötigten Energie über den Tag ab. Unten im Bild ist ein Profil eines Kühlschranks abgebildet, der in periodischen Abständen anspringt und etwas mehr als 100 W aus der Steckdose zieht. Diese Lastspitzen, den Grundbedarf und das Grundrauschen der Standby-Geräte, kann man tagsüber die meiste Zeit des Jahres abfangen und dadurch den Strombedarf reduzieren.

Grenzen des Balkonkraftwerks

Natürlich deckt das Balkonkraftwerk nicht den gesamten Energiebedarf eines Haushalts, aber über die Sommermonate beziehen wir tagsüber nur noch den zusätzlich benötigten Strom für Lastspitzen der Kaffeemaschine, Wasch- und Spülmaschine, dem Herd und dem Wasserkocher. Sogar der Strom für meinen Heimarbeitsplatz wird vom Balkonkraftwerk geliefert und so entstehen für mich keine weiteren Kosten für Computer und Monitor. Kleines Rechenbeispiel: Der Herd läuft um 12 Uhr für 1 h und benötigt 2000 W → 2 kWh Energie. Bei 30 Cent/kWh sind das ohne Balkonkraftwerk 60 Cent. Mit einem Balkonkraftwerk kann diese Energiemenge im Durchschnitt um 400 Wh / je Stunde reduziert werden (eigene Erfahrungswerte aus den Sommermonaten). Mit Balkonkraftwerk: (Herd 2000 Wh) - (Balkonkraftwerk 400 Wh) = 1600 Wh → Energiekosten von 48 Cent. Die Ersparnis von 12 Cent (20 %) mag zwar wenig erscheinen, aber über das ganze Jahr, und für 15-20 Jahre Laufzeit einer solchen Anlage, summieren sich die Ersparnisse auf.

HerdKosten bei 1h Laufzeit und 30 Cent/kWhErsparnis
Ohne BKW2000 W - 0 W2 kWh ⇒ 60 Cent0
Mit BKW2000 W - 400 W2000 Wh - 400 Wh = 1,6 kWh ⇒ 48 Cent12 Cent